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AutorenbildAnna Sahm

Mein Weg in`s Dachdeckerhandwerk - Teil 3

Aktualisiert: 21. Sept. 2021

Unser Team auf`s Dach zu begleiten: Eine Aufgabe, die für mich vorab mit unüberwindbar erscheinenden Problemen verbunden war, bis ich gelernt habe in mich und meine Wurzeln zu vertrauen.


Heiteren Mutes und feuchtfröhlichen Köpfchens versprach ich unseren Mitarbeitern also nach der Weihnachtsfeier, bei klirrender Kälte am Bahnhof, im Sommer (das war mir wichtig, weil´s schön warm sein sollte) „mal mit aufs Dach zu gehen – Ehrenwort!“.


Abends bin ich auf dem 5-Minütigen Weg zur Firma im Auto eingeschlafen und war komplett, aber wirklich komplett fertig mit mir und der Welt.

Der Tag kam, ich hatte mir eine Arbeitshose zugelegt und entsprechende Schuhe. Ich für meinen Teil dachte ja eher an ein gemütliches Flachdach, aber da hatte mein Vater andere Pläne.


Ich habe mein Leben noch einmal beDacht


Für mich ging es zu einer Altbausanierung eines historischen Gutshauses in Weilerswist – dezente Höhe und eeeeecht steil! Um 7.30 Uhr morgens beschloss ich für den Rest des Tages nur auf dem Gerüst zu bleiben, um 8.20 Uhr stand ich schon auf der Mitte des Daches und nach Mittag hatte ich meine wahre Freude am Einlatten mit der Passlode gefunden – Feuer frei.


Abends bin ich auf dem 5-Minütigen Weg zur Firma im Auto eingeschlafen und war komplett, aber wirklich komplett fertig mit mir und der Welt. Alles tat weh, besonders meine Hände. Ich berichtet meinen Eltern kurz, wie es war, wie ich es fand, um dann mit Dackel Köbes nach Hause zu fahren. Auf dem Weg nach Hürth in meine Wohnung sang ich laut und hatte plötzlich das Gefühl vor Freude laut schreien zu müssen. Was ich auch tat. An diesem Abend wurde mir so schlagartig klar, dass das Leben, Gott, die Vorbestimmung, das Universum, oder wie auch immer ihr es nennt, seinen Job echt drauf hat! An diesem Tag im April 2020 wurde mir klar, was ich will – das Handwerk meiner Familie erlernen!

Mir wurde klar, wie viel Spaß mir das gemacht hat – meinen Körper dazu einzusetzen etwas zu erschaffen, das man sieht – etwas Neues zu wagen – etwas Neues zu lernen. Mir wurde klar, dass ich, seit mein Studium beendet war, und ich mir tänzerisch meinen Kindheitstraum schon lange erfüllt hatte und immer noch lebe, kein wirkliches Ziel mehr hatte. Ich hatte für mich keinen Anreiz mehr, keine Vision, keine Herausforderung. Ich habe an diesem Abend mein Leben beDacht. Ich habe bedacht, dass meine Wurzeln auf dem Dach liegen. Ich habe bedacht, dass ich mich glücklich schätzen kann Tradition leben zu dürfen - in vierter Generation. Ich habe bedacht, dass das Leben immer nur das Beste will, auch wenn man das nicht immer sofort sieht und ich habe bedacht, dass ich Dachdeckerin werden will und dieses ehrenwerte Handwerk erlernen werde!

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